Montag, 12. August 2024
Erneut heißt es zeitig aufstehen. Bereits um 4:50 Uhr werden wir an unseren Zelten erwartet und zum Frühstück durch die Dunkelheit begleitet.
Zum Frühstück gibt’s wie immer Eier, Toast, verschiedene Obstsorten, Kaffee und Saft.
Kurz nach halb Sechs fahren wir an der Lodge los. Auf den holprigen Straßen müssen unsere Fahrer im Scheinwerferlicht gut aufpassen. Doch irgendwann geht die Sonne auf und langsam wird es hell.
Gegen 7:20 Uhr kommen wir an der Touristen- und Rangerstation im Bwindi Nationalpark an. Nun heißt es warten. Nach und nach treffen weitere Fahrzeuge mit weiteren Touristen ein. Alle wollen heute zu den Gorillas. Während Nathan unsere Gruppe anmeldet, können wir uns eine Tanz- und Gesangsshow ansehen.
Um 08:00 Uhr beginnt das Briefing. Die Touristen werden auf verschiedene Gruppen aufgeteilt. Zu jeder Gorilla-Familie dürfen maximal 8 Touristen am Tag. So wird auch unsere Gruppe geteilt. Wir teilen uns einfach in die 2 Gruppen auf, wie wir auch immer unsere Jeeps besetzen. Unsere Gruppe wird noch mit 2 Schweizerinnen und einer Tunesierin aufgefüllt.
Jede Gruppe bekommt einen Guide und 2 bewaffnete Ranger. Da es in den Regenwald geht, sind Begegnungen mit nicht ganz so friedlichen Wildtieren nicht immer ausgeschlossen. Wer möchte, kann sich noch einen persönlichen Träger anmieten. Diese übernehmen den Rucksack und helfen einem, wenn es im unwegsamen Regenwald einmal schwierig werden sollte.
Gleichzeitig ist das für die Anwohner der Umgebung ein sehr beliebter Job und eine gute Einnahmequelle. 20 Dollar sind Minimum. Wieviel Trinkgeld man noch oben drauflegt, bleibt einem selbst überlassen.
8:45 Uhr starten alle Gruppen ihr Trekking direkt an der Rangerstation im Bwindi Nationalpark. Zusammen mit unserer Begleitmannschaft ist für unsere Gruppe dann doch ein recht großes Team zusammengekommen. Träger haben fast alle „angestellt“.
Sofort geht’s steil bergauf. Noch sind wir auf breiten Wegen unterwegs. Da zu Beginn fast alle den gleichen Weg einschlagen, sind hier noch viele Menschen unterwegs. Immer wieder bleiben wir kurz stehen und unser Guide erklärt uns die Pflanzen- und Tierwelt des Regenwaldes. Dabei überholen uns die anderen Gruppen, später läuft es umgekehrt und wir überholen sie wieder.
Irgendwann teilen sich die Wege und die Gruppen schlagen verschiedenen Richtungen zu den jeweiligen Gorillafamilien ein. Früh am Morgen sind schon so genannte Tracker losgeschickt wurden. Diese suchen nach Spuren der einzelnen Gorillafamilien. Da man weiß, wo sich die Gruppen am Vortag aufgehalten haben, nehmen die Tracker von dort die Spurensuche auf.
Hier im Regenwald herrschen gefühlte 200% Luftfeuchtigkeit. Zusammen mit der Wanderung auf den steilen Wegen kommen wir sehr schnell ins Schwitzen.
Nun geht es auch nur noch auf schmalen Pfaden über Stock und Stein weiter. Wir schlagen uns regelrecht durch die Büsche. Nach nicht ganz 2 Stunden kommen wir, 450 Höhenmeter später, gegen 10:30 Uhr an einem Picknickplatz auf 1.840 Meter Höhe an. Hier stehen ein paar Holzbänke herum und wir können eine kurze Pause machen. Die Tracker sind noch immer auf der Suche nach den Gorillas.
Unser Guide und die Tracker verständigen sich durch lautes Rufen durch den Regenwald. Dann kommt das Signal zum Aufbruch. Die Tracker sind fündig geworden. Bei uns steigt die Aufregung.
Wir dringen immer tiefer in den Dschungel ein. Nun verschwindet auch der Trampelpfad und wir kämpfen uns durchs Dickicht. Ab und zu gibt es alte Holzbohlen-Wege. Die sind jedoch von der Witterung schon so beschädigt, dass wir daneben durch den Schlamm und um Wasserpfützen herumlaufen müssen. Plötzlich geht es nicht mehr weiter. Vor uns liegt tiefer Sumpf.
Also wieder auf dem gleichen Weg zurück, um dann auf der anderen Seite des Sumpfes zu versuchen, bis zu den Gorillas zu kommen. Der Umweg kostet uns bestimmt fast eine ganze Stunde.
Plötzlicher heißt es, wir sind fast da. Wir lassen unser Gepäck und unsere Begleitmannschaft zurück und begeben uns auf die letzten Meter. Unsere Gorilla-Familie heißt „Mubare“, mit dem größten Silberrücken aller Familien.
Wir suchen unseren Weg durch die dichten Büsche. Unser Guide immer vornweg. Plötzlich taucht der erste Gorilla auf. Ein Weibchen sitzt im Unterholz und frisst die frischen Blätter von den Büschen. Alle sind ganz still geworden und beobachten das Gorilla-Weibchen.
Ein paar Meter weiter raschelt es in den Büschen. Unser Guide geht nachschauen und winkt uns zu sich heran.
Und da ist er, der Boss der Gruppe. Silberrücken Maraya sitzt unbeeindruckt im Unterholz und frisst genüsslich die Blätter. Das wir in der Nähe sind interessiert ihn nicht wirklich.
Durch die täglichen Besuche sind die Gorillas die Anwesenheit von Menschen seit Jahren gewöhnt. Immer wieder zieht der Silberrücken neue Äste mit frischen Blättern zu sich heran. Bis zu 200 Kilogramm Lebendgewicht, da braucht es schon eine Menge Blätter am Tag, um satt zu werden.
Ab und zu grunzt der Silberrücken in die Umgebung. So ruft er seine Weibchen. Diese antworten kurz und er weiß damit, dass sie noch in der Nähe sind.
Insgesamt dürfen wir eine Stunde bei den Gorillas bleiben. Immer wieder bieten sich tolle Eindrücke. Die Gorillas kommen teilweise ganz nah an uns heran. Der Silberrücken manchmal bis auf 4-5 Meter. Ein Weibchen läuft direkt an mir vorbei, so dass ich es anfassen könnte.
Die Gruppe besteht aus dem Silberrücken, 3 Weibchen, 2 Jungtieren – eines davon noch ganz klein – und einem Teenager.
Nach einer Stunde müssen wir leider aufbrechen. Wir hätten noch Stunden bei den Gorillas sitzen können.
Wieder geht es durchs Dickicht vorerst bis zum Picknickplatz zurück. Hier machen wir nun unsere verspätete Mittagspause und stärken uns mit unseren mitgebrachten Lunchpaketen. Nach kurzer Pause begeben wir uns auf den Rückweg. Es geht den gleichen Weg zurück.
Gegen 15:30 Uhr sind wir wieder an der Rangerstation. Fast 7 Stunden und gut 13 Kilometer im dichten Regenwald liegen hinter uns.
Der Parkplatz und die Station sind fast leer. Nur noch Nathan und unser Jeep warten auf uns. Alle anderen Gruppen sind vor uns zurückgekehrt und schon auf dem Rückweg in ihre Unterkünfte. Unsere Gruppe scheint also am längsten unterwegs gewesen zu sein.
Bevor wir die Rangerstation verlassen, bezahlen wir noch unsere Träger und überreichen dem Guide und den Rangern das Trinkgeld. Anschließend werden wir noch von Mitarbeitern der Tourismusbehörde interviewt, wie wir diesen und andere Ausflüge und Parks in Uganda finden. Uganda bemüht sich sehr um seine Touristen.
Danach fahren wir mit Nathan zurück zur Enjojo Lodge. Allen steht freudiges Grinsen im Gesicht. Der Tag war ein volles Erlebnis und absolutes Highlight der Reise.
Da wir erst spät in der Lodge ankommen und uns nach den Anstrengungen im Regenwald noch frisch machen wollen, gibt es heute erst um 20 Uhr Abendessen.
Anschließend sitzen wir noch gemütlich mit ein paar Nile-Bier zusammen und lassen den Tag Revue passieren.
Später geht’s wieder im Schein der Stirnlampen in die Zelte.