Eiskurs auf der Braunschweiger Hütte

16. bis 20.06.2010

Aufstieg zur Braunschweiger Hütte

Nach und nach trudeln alle pünktlich zur vereinbarten Zeit in Mittelberg im Pitztal ein. Es fängt mal wieder leicht zu regnen an.

Oliver hat für uns alle Leihausrüstung mitgebracht. Für den Kurs benötigen wir einen Klettergurt mit Karabinern, Steigeisen und Eispickel. Dazu kommen noch ein paar Seile, Eisschrauben und diverse andere Kleinteile. Für 11 Leute kommt da schon ein kleiner Berg an Ausrüstung zusammen.

Aufstieg zur Braunschweiger Hütte

Hier am Parkplatz wird die Ausrüstung an alle verteilt, so dass jeder komplett ausgestattet ist. Doch dann die Überraschung. Oliver sammelt alles wieder ein. Er fährt die Ausrüstung mit seinem Auto zur Materialseilbahn der Braunschweiger Hütte. Somit brauchen wir unser Gepäck und die Ausrüstung nicht den Berg hinauf tragen. Immerhin sind es 1000 Höhenmeter.

Während Oliver das Gepäck zur Materialseilbahn fährt. Laufen wir schon mal los. Der Weg führt noch ein Stück durchs Tal. Vorbei am Gletscherstübele bis zur Talstation der Materialseilbahn. Als wir dort ankommen, hat Oliver das Gepäck und die Ausrüstung bereits in die Seilbahn verladen.

Über den Jägersteig steigen wir zur Braunschweiger Hütte auf. Noch immer regnet es leicht. Über Serpentinen kommen wir immer höher. Das Gelände wird immer alpiner. Wir müssen kleine Bachläufe und Altschneefelder überqueren. Irgendwann kommt die Braunschweiger Hütte in Sicht. Doch noch sind ein paar Höhenmeter zu überwinden.

Als wir an der Hütte ankommen, hat das Wetter sich ziemlich zugezogen. Wir sind jetzt inmitten der Wolken. Unsere ganze Gruppe ist komplett in einem Zimmer mit Matratzenlager untergebracht. Nur Oliver, als Kursleiter hat mal wieder das Privileg eines Einzelzimmers.

Den Rest des Tages nutzen wir dazu, die Ausrüstung anzupassen. Das heißt, jeder richtet sich seinen Klettergurt ein und passt die Steigeisen an. Der nächste Tag ist komplett für Übungen reserviert.

Steigeisen, Pickel und Spaltenbergungsübung

Heute schmeißen wir uns in den Schnee! Genau, wir lernen das Hinfallen. Es geht darum, dass wir lernen, wie man an steilen Hängen im Schnee oder auf Eis richtig abbremst und nicht bis ins Tal rutscht. Es sieht ganz lustig aus, wie unsere ganze Truppe immer wieder einen Abhang den Schnee hinunter rutscht. Aber das hat schon einen ernsten Hintergrund und kann eventuell sogar mal Leben retten.

Dann ziehen wir uns die Steigeisen an und üben das Gehen mit Steigeisen am Hang. Dabei wird auch gleich der richtige Einsatz des Eispickels geübt.

Anschließend stellen wir zum ersten mal eine Gletscherseilschaft zusammen. Oliver zeigt uns, welche Abstände zwischen den einzelnen Personen sein sollten und wie man sich ins Seil einbindet.

Wir simulieren auch gleich einen Spaltensturz. Zum Üben einfach nur auf der Ebene. Zuerst muss der Abgestürzte gesichert werden. Mittels T-Anker wird das Seil gesichert. Dann kann das Opfer mittels loser Rolle aus der Gletscherspalte geborgen werden.

Die Techniken will ich hier nicht weiter erläutern, dass würde zu weit führen. Dafür gibt es auch bereits genügend Seiten im Netz und Interessierte können sich dafür ebenfalls bei entsprechenden Kursen anmelden.

Am Abend machen wir noch etwas Theorie und Knotenkunde in der Hütte. Dann schauen wir uns noch ein paar Fotos der letzten Nepaltour von Oliver an. Ein paar Leute dieser Tour sind bei unserem Eiskurs ja mit dabei.

22:00 Uhr ist Hüttenruhe angesagt. Wir ziehen uns auf unser Matratzenlager zurück.

Spaltenbergung, Prusiken und Fixseil

Als wir heute Morgen aufstehen schneit es. Die Hütte befindet sich ja immerhin auf gut 2700 Metern Höhe.

Aufgrund der Wetterverhältnisse können wir keine längere Tour machen und entscheiden uns deshalb ein paar Übungen in der Nähe der Hütte durchzuführen. Somit bekommt jeder nochmal die Gelegenheit eine Spaltenbergung zu üben. Mit ein bisschen Übung klappt es auch immer besser und wir wissen, wo wir Knoten oder Karabiner anbringen müssen. Niemand verheddert sich im Seil und alle Opfer können geborgen werden.

An einer senkrechten Felswand üben wir anschließend das Prusiken. Mit dieser Technik kann man sich selbst am Seil aus einer Gletscherspalte retten. Dazu werden 2 Reepschnüre mittels Prusikknoten am Seil befestigt. Mit diesen 2 Schnüren kann man sich anschließend am Seil hinaufarbeiten. Diese Technik sieht aber einfacher aus als sie ist.

Jeder darf sich mal versuchen. Die einen mit mehr, die anderen mit weniger Erfolg. Da immer nur einer üben kann, haben wir noch ein Fixseil am Hang angebracht. Hier können wir zwischendurch das Gehen am Fixseil ausprobieren. Jedenfalls ist das wesentlich einfacher als Prusiken.

Nach der Mittagspause machen wir einen Ausflug zu einer größeren Gletscherspalte. In 2 Seilschaften begeben wir uns auf den Gletscher. Da dieser jedoch stark mit Schnee bedeckt ist, bleiben die Steigeisen noch im Rucksack.

An der Gletscherspalte selbst liegt etwas weniger Schnee, so dass wir hier auch endlich mal die Steigeisen anlegen können. Zur Übung lassen wir nach und nach ein paar Leute in die Gletscherspalte hinab, um nochmal die Spaltenbergung zu üben.

Leider wird das Wetter bald so schlecht, dass wir die Übung abbrechen müssen. So hat nicht jeder die Chance gehabt, in der Spalte zu verschwinden. Im dichten Nebel machen wir uns auf den Rückweg zur Hütte.

Tour zum Linken Fernerkogel

Samstag. Unser letzter Tag auf der Hütte. Heute wollen wir auf jeden Fall eine Tour machen. Eigentlich hatte Oliver gehofft zur Wildspitze, den zweithöchsten Berg Österreichs gehen zu können. Doch die Schneeverhältnisse lassen diese recht lange Tour nicht zu. Deshalb wollen wir den Linken Fernerkogel, welcher direkt vor der Braunschweiger Hütte liegt, besteigen. Immerhin 3278 Meter hoch.

Tour auf den linken Fernerkogel

Früh um Acht Uhr geht es los. Wir bilden 2 Seilschaften. Am Anfang geht Oliver mit seiner Seilschaft vor. Ich befinde mich in der zweiten Seilschaft. Wir haben uns für den am Anfang nicht so steilen Aufstiegsweg entscheiden. Dieser führt in einem Bogen zum Gipfel. Der direktere Aufstiegsweg ist steiler. Über diesen wollen wir später wieder absteigen.

Heute ist das Wetter bisher gut. Es schneit nicht mehr und teilweise schaut sogar der blaue Himmel durch. Oliver geht mit seiner Seilschaft vornweg. Nach der ersten Pause tauschen wir. Jetzt darf unsere Seilschaft vorausgehen.

Kerstin hat die Führung übernommen und hat mich, Sandra, Thomas und Günter im Schlepptau. Es geht zuerst über den Karlesferner am linken Rand des Gletschers entlang. Immer mehr gewinnen wir an Höhe.

Auf einem Plateau auf halber Strecke machen wir nochmal eine längere Pause. Kerstin und ich tauschen die Positionen. Ab jetzt darf ich vornweg gehen. So wechseln wir uns im Spuren ab. Im Neuschnee hat bisher noch niemand diesen Weg genommen. Allerdings ist der Schnee nicht sehr tief, so dass wir kaum einsinken.

Über das Plateau führt der Weg hinüber zur anderen Aufstiegsroute. Eine andere Gruppe hat diesen Weg genommen und befindet sich kurz vor uns. Ihre Spur im Schnee können wir gut erkennen.

Dieser Spur folgen wir hinauf zum Gipfel. Der Weg über den Hangenden Ferner ist jetzt steiler. Deshalb geht es in Serpentinen hinauf.

Vor dem Gipfel müssen wir warten. Die zweite Gruppe hat vor uns den Gipfel erreicht und hat es sich am Gipfelkreuz bequem gemacht. Wir gönnen Ihnen diese Pause. Nach einer Weile machen sie Platz und wir können zum Gipfelkreuz hinauf.

Jetzt sind die obligatorischen Gipfelfotos dran und irgendwer hat auch einen Gipfelschnaps dabei. Der Flachmann macht die Runde.

Ringsherum ziehen sich langsam aber sicher die Wolken zu. Also machen wir uns auf den Rückweg. Unterwegs wird das Wetter immer schlechter. Jetzt sind wir mitten in den Wolken. Man kann gerade noch so die übernächste Person in der Seilschaft erkennen.

Oliver hat mit seiner Gruppe die Führung übernommen und bringt uns sicher zwischen den Gletscherspalten hindurch. Somit brauchen wir auch keine Spaltenbergung im Ernstfall durchführen.

Gegen Mittag kommen wir im dichten Nebel wieder an der Braunschweiger Hütte an. Hier gibt’s nochmal eine kurze Fixseilübung für diejenigen, die bisher noch nicht die Gelegenheit hatten am Fixseil zu gehen. Danach geht’s in die Hütte zurück.

Den Nachmittag bleiben wir aufgrund des schlechten Wetters in der Hütte. Es schneit die ganze Zeit und die Sicht tendiert gegen Null.

Morgen geht es wieder runter ins Tal. Mal sehen wieviel Schnee wir haben werden.

Abstieg ins Tal

Als wir heute aufstehen liegt 40 cm Neuschnee vor der Hütte. Deshalb sagen wir auch jeglichen möglichen Ausflug ab und entscheiden uns, gleich nach dem Frühstück ins Tal abzusteigen. Wir packen unsere Sachen und die gesamte Ausrüstung zusammen und deponieren diese bei der Materialseilbahn. Dann machen wir uns auf den Weg.

Eine andere Gruppe ist vor uns losgegangen. Diese hat die Ehre der Wegsuche und das Spuren im Schnee zu übernommen. Im Tiefschnee geht es den Berg hinab. Zu Beginn über den gleichen Weg, welchen wir hinaufgegangen sind.

Unterwegs zweigen wir aber ab und nehmen den Weg über die Sicherheitsstraße des angrenzenden Skigebietes. Hier ist der Weg wesentlich einfacher und sicherer. Nach gut 2 Stunden kommen wir wieder an der Talstation der Materialseilbahn an. Hier müssen wir jetzt nur noch auf unsere Ausrüstung warten. Auch hier im Tal auf 1700 m Höhe liegt noch Schnee.

Nach einer Weile kommt die Gondel mit unseren Sachen angefahren. Jetzt nur noch die Sachen zu den Autos bringen und der Kurs ist zu Ende. Mal sehen, ob es eine Fortsetzung des Kurses geben wird. Oliver hat bereits so etwas angedeutet.

PS: Die Fotos sind von den Teilnehmern des Kurses zur Verfügung gestellt. An dieser Stelle vielen Dank dafür.

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