Freitag, 01. September 2023

Wie das Wetter heute wird, war gestern laut Vorhersage schon ziemlich eindeutig. Für den ganzen Tag sind Regen und Sturm angesagt. Wie immer gehen wir um 08:00 Uhr frühstücken. Wir können es entspannt angehen lassen. Bei den Wetterverhältnissen ist heute weder an eine Wanderung noch eine Bootsfahrt zu denken.

Nach dem Frühstück holen wir trotzdem unsere Regensachen raus und gehen für ein bisschen Sightseeing runter in den Ort. Wir schauen in der kleinen Touristen-Info vorbei. Bis auf ein paar Fotos an den Wänden gibt’s hier aber auch nicht allzu viel zu sehen.

Anschließend schauen wir noch in einer Schnitzerwerkstatt vorbei. Die kleine Werkstatt ist mit Schnitzwerkzeugen ausgestattet, die alle Einheimischen nutzen können. Sie kommen hier her, um zum Beispiel Tupilaks herzustellen. Tupilaks sind kleine geschnitzte Kunstfiguren. Diese Figuren gibt es in den verschiedensten Gestalten, welche ein mythisches oder spirituelles Wesen darstellen.

Anschließend können die Schnitzer ihre Figuren direkt in der Werkstatt an Touristen verkaufen. Viele kommen aber auch im „Roten Haus“ vorbei und verkaufen diese an Robert Peroni. Er verkauft sie dann im Laufe der Zeit zum Einkaufspreis an seine Gäste weiter.

Im Supermarkt decken wir uns wieder mit Kuchen für den Nachmittag ein. Dann geht’s zurück in die Unterkunft. Jetzt haben wir ein bisschen Zeit zum Lesen und Faulenzen.

Am Nachmittag treffen wir uns wieder im Gemeinschaftsraum. Nora hat noch einen Film für uns.

Robert Peroni hat 1983 gemeinsam mit den Südtirolern Pepi Schrott und Wolfgang Thomaseth als erster das grönländische Inlandeis an seiner breitesten Stelle durchquert. Im Jahr 2010 drehte der Schweitzer Humbi Entress den Dokumentarfilm „Der weiße Horizont“. Robert wollte noch ein letztes Mal in seinem Leben eine Expedition zum grönländischen Inlandeis bis zu dem Punkt unternehmen, an dem in allen Richtungen der Horizont nur noch weiß erscheint.

All zu viel möchte ich an dieser Stelle über den Inhalt nicht verraten. Nur so viel: Das anschauen lohnt sich.

Nach dem Film setzen wir uns in der kleinen Bibliothek zusammen. Normalerweise erzählt Robert Peroni an dieser Stelle der Reise selbst etwas über sein Leben und das „Rote Haus“. Da Robert aber kurz nach unserer Ankunft selbst für ein paar Tage in seine alte Heimat nach Südtirol abgereist ist, übernimmt Nora dieser Part.

Nora kommt schon seit vielen Jahren regelmäßig nach Tasiilaq und in das „Rote Haus“ und kennt Robert gut.

Nach seiner aktiven Zeit als Extremsportler, Abenteurer und Bergsteiger lebt Robert hauptsächlich in Tasiilaq und hat 1986 das „Rote Haus“ gegründet. Klein angefangen mit einem einzelnen Haus, betreibt er das „Rote Haus“ heute mit mehreren Nebengebäuden und einem angeschlossenen Zeltplatz als Unterkunft für Touristen, Abenteurer und Ausgangspunkt für Expeditionen zusammen mit Einheimischen und Freunden.

Für Robert ist besonders wichtig, den Einheimischen hier eine Arbeitsmöglichkeit zu bieten. So sind viele hier in den unterschiedlichsten Jobs angestellt. Vom Service über Küchenhilfen, Roomservice und Hausmeistertätigkeiten gibt es für jeden der möchte einen Job. Währenddessen regnet es draußen immer weiter, der Sturm wird auch stärker. Auch heute Abend gibts keine Chance auf Polarlichter. Für morgen sagt der Wetterbericht besseres Wetter voraus. Wir sind zuversichtlich morgen wieder auf Tour gehen zu können.


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