Montag, 19. November 2012

Die Königsetappe steht an. Heute geht es über den Thorong La Pass. Mit 5.416 Metern Höhe der höchste Punkt unserer Reise. Da wir ja bereits im Highcamp auf 4.900 Meter Höhe und nicht im tiefergelegenen Thorong Pedi übernachten, brauchen wir nicht ganz so zeitig loslaufen. Einen Teil des Weges haben wir ja schon zurückgelegt.

Um 4:30 Uhr weckt uns Pasang. Wir packen unsere Sachen zusammen und gehen schnell zum Frühstück. Draußen ist es noch stockdunkel, aber die Sterne funkeln am Nachthimmel. Zur Stärkung gibt’s eine heiße Tomatensuppe.

Vom Thorong Highcamp über den Thorong La nach Muktinath

5:30 Uhr brechen wir bei ca. 6 Grad minus auf. Ilka, der es heute aufgrund der Höhe nicht so gut geht, hat sich entschlossen ein Muli über den Pass zu nehmen. Pasang bleibt bei Ihr. Deshalb übernimmt Oliver die Führung und Dan macht die Nachhut.

Im Schein unserer Stirnlampen laufen wir los. Gleich am Highcamp führt der Weg in Serpentinen über Schotter hinauf zum Pass. Da kein Schnee liegt ist dieser auch nicht zu verfehlen. Eine ausgetretene Spur gibt die Richtung vor.

Oliver gibt das Tempo vor. Regelmäßig legen wir kurze Pausen zum Essen und Trinken ein. Mal steiler, mal flacher gewinnen wir an Höhe. Nach einer Stunde können wir bereits die Stirnlampen ausmachen. Die Dämmerung kommt hinter den Bergen hervor. Als dann auch noch die Sonne herauskommt, wird es auch sehr schnell angenehmer.

Immer wieder geht es über kleine Hügel und man hofft, danach den Pass zu sehen. Doch regelmäßig wird man enttäuscht. Noch sind wir nicht oben. So trotten wir alle schön im Gänsemarsch hinter Oliver hinterher. Natürlich sind wir hier nicht allein unterwegs. Immer wieder überholen uns andere Gruppen oder einzelne Trekker. Manche sind mit einem recht hohen Tempo unterwegs. Später überholen wir diese wieder, weil sie eine längere Erholungspause machen müssen.

Links vom Pass sehen wir den über 6.100 Meter hohen Thorong Peak. Dann taucht er in der Ferne plötzlich auf. Der Thorong La Pass! Deutlich können wir die vielen Gebetsfahnen am Pass erkennen. Trotzdem dauert es noch eine Weile bis wir schließlich da sind.

Kurz vor dem Pass ziehen Ilka und Pasang mit ihren Mulis an uns vorbei. Da die Mulis schneller laufen, sind sie später im Highcamp gestartet.

Nach knapp 3 Stunden erreichen wir gegen 8:30 Uhr den Pass. Wir werden von Ilka und Pasang in Empfang genommen. Jetzt holen auch wir unsere mitgebrachten Gebetsfahnen aus den Rucksäcken heraus. Diese bringen wir, wie fast alle anderen Trekker auch, am Pass an. Schließlich werden die obligatorischen Passfotos geschossen. Die dürfen auf keinen Fall fehlen. Wir genießen die Aussicht vom Pass ins Kali Gandaki Tal und bis hinein nach Mustang.

Nach einer halben Stunde begeben wir uns auf den Abstieg nach Muktinath. Noch liegt ein langer Weg vor uns. Wir müssen von 5.416 Meter wieder bis auf 3.700 Meter absteigen. Über Geröll und Schotter laufen und rutschen wir teilweise hinab. Die Gruppe zieht sich ein bisschen auseinander. Das ist jedoch völlig normal und nicht weiter schlimm.

Auf 4.900 Meter stehen ein paar Teehäuser. Hier wollen wir uns alle wieder treffen und eine längere Pause machen. Nach und nach kommen schließlich auch alle dort an. Hier gibt’s wieder einmal Nudelsuppe und heißen Tee. Der ein oder andere gönnt sich dazu noch eine Cola.

Nach einer ausgiebigen Pause gehen wir weiter. Noch immer liegen über 1.000 Meter Abstieg vor uns. Ganz unten im Tal können wir schon die Häuser von Muktinath ausmachen. Am Horizont thront über Muktinath der 8.167 Meter hohe Dhaulagiri. Sehr dominant überragt er alle umliegenden Berge. Ein imposanter Anblick. Weiter führt der Weg steil hinab. Irgendwann überholen uns die Mountainbiker. Also sind auch sie über den Pass gekommen. Aufgrund der Steilheit des Weges und der vielen Serpentinen müssen sie aber auch recht langsam fahren.

Wir steigen weiter bergab. Nachdem wir so längere Zeit unterwegs sind, sehen wir eine Hängebrücke. Über diese müssen wir auch rüber. Danach ist es nicht mehr weit. Muktinath rückt immer näher. Oberhalb der Ortschaft erreichen wir das Heiligtum, eine Tempelanlage. Eigentlich trägt dieser Komplex den Namen Muktinath. Doch irgendwann hat sich auch für die Ortschaft, die vorwiegend von Pilgern und später auch von den unzähligen Trekkern genutzt wurde, der Name Muktinath eingebürgert.

Heute laufen wir jedoch nur um das Heiligtum herum. Besichtigen werden wir es morgen früh. Jetzt wollen alle nur noch in die Lodge. Die Aussicht auf eine heiße Dusche beflügelt alle nochmal. Bis zu unserer Lodge „Hotel North Pole“ müssen wir noch durch fast den gesamten Ort laufen.

Gegen 13:30 Uhr ist es geschafft. Wir sind da. Alle sind gut über den Pass gekommen und jetzt wartet die Belohnung auf uns. Da die Duschen mit Gasdurchlauferhitzern betrieben werden, brauchen wir auch keine Angst haben, dass uns das heiße Wasser ausgeht.

Während die ersten schon Duschen sind, machen Oliver und ich es uns in der Sonne auf der Dachterrasse bequem. Mit Blick auf den Dhaulagiri genießen wir ein verdientes Everest-Bier. Die letzten Tage gab es aufgrund der Höhe keinen Alkohol mehr. Doch nun sind wir ja wieder auf 3.700 Meter angekommen.

Heute gibt es ein deftiges Abendessen. Yaksteak. Als die Teller hereingebracht werden, zischen, rauchen und dampfen diese gewaltig. Sofort ist der ganze Raum in Rauch gehüllt. Andere Gäste der Lodge reißen gleich die Fenster auf und sehen irritiert zu uns herüber. Wahrscheinlich sind sie aber bloß neidisch, selbst kein Yaksteak bekommen zu haben.

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