Dienstag, 29. August 2023

In Grönland gibt es eine wichtige Regel. Jegliche Outdoor-Aktivität ist abhängig vom Wetter. Deshalb werden der Tagesablauf und das Programm nicht zu weit im Voraus festgelegt. Am Abend vorher gibt es immer eine ungefähre Idee, was wir am nächsten Tag unternehmen. Die finale Entscheidung findet aber immer erst morgens statt.

Aus diesem Grund startet jeder Tag wie der heutige Tag.

Um 07:15 Uhr klingelt heute und an den nächsten Tagen der Wecker. Um 08:00 Uhr gibt’s Frühstück im Haupthaus. Wie beim Abendessen wird auch beim Frühstück alles geboten. Ein Frühstücksbuffett mit allem, was man braucht. Wurst, Käse, Müsli, Eier, verschiedene Brotsorten – wer da nicht fündig wird, dem ist nicht zu helfen.

Währenddessen checken unsere Reiseleiterin Nora und Robert Peroni den Wetterbericht. Heute soll das Wetter weiter stabil bleiben. Sonnenschein, blauer Himmel und leichte Wolken. Aus diesem Grund fällt die Entscheidung für die erste Wanderung rund um Tasiilaq.

Um 10:00 Uhr ist Aufbruch. Mit geschnürten Wanderstiefeln und Proviant im Rucksack stehen wir marschbereit vor dem „Roten Haus“.

Wir wandern oberhalb unserer Unterkunft aus dem Ort heraus. Hier am Ortsrand haben wir einen guten Blick über den gesamten Ort bis runter über den Fjord.

Immer bergauf und bergab führt uns die Wanderung durch wegloses Gelände. Nora weiß aber wo wir lang müssen. Sie kennt den Weg. Immer wenn wir den Ort verlassen, hat sie zur Sicherheit ein Gewehr dabei. Man weiß nie, ob sich nicht doch ein Eisbär in der Nähe herumtreibt.

Unser Zwischenziel ist die Küstenlinie zum offenen Meer zu erreichen. Auf dem Weg dorthin kommen wir durch kleine schmale Täler. Immer wieder müssen wir nach dem Weg suchen. Kleine Klettereien gehören da auch schon mal dazu.

Irgendwann erreichen wir die Steilküste. Hier geht’s nicht mehr weiter. Links von uns liegt der Eingang zum Kong Oscar Fjord. Vor uns das offene Meer. Mehrere Eisberge treiben im Wasser. Hier machen wir Pause. Beim Picknick genießen wir den Anblick der Eisberge.

Nach einer ausgiebigen Pause geht’s weiter. In einem großen Bogen laufen wir wieder zurück in Richtung Tasiilaq. Wieder geht’s bergauf und bergab. Wir laufen über Moose, Flechten und Steine.  Schon bald kommen an den Paternosterseen vorbei. In der Ferne können wir auf den Hügeln die ersten Häuser von Tasiilaq erkennen.

Kurze Zeit später erreichen wir den Ortsrand. Nun geht’s weiter durch den Ort zurück in Richtung unserer Unterkunft. Unterwegs machen wir jedoch nochmal einen Zwischenstopp im Supermarkt. Hier holen wir uns noch ein paar süße Teilchen und Kaffee. Den Nachmittag verbringen wir dann mit Kaffee und Kuchen auf der Terrasse des „Roten Haus“.

Doch sobald die Sone tiefer steht wirds ungemütlich und kalt. Wir ziehen uns auf unsere Zimmer zurück und relaxen dort weiter.

Pünktlich zum Abendessen finden sich alle wieder im Gemeinschaftsraum ein. Heute gibt’s als Vorspeise Pasta mit Käse-Sahne-Soße. Als Hauptgericht steht Heilbutt mit Reis und Gemüse auf der Speisekarte. Danach sitzen wir weiter zusammen. Draußen ist es heute Abend sehr bewölkt. Deshalb haben wir auch keine Hoffnung auf Polarlichter. Doch plötzlich gibt gegen 21:00 Uhr meine Aurora-App eine ganz gute Vorhersage für Polarlichter über Tasiilaq ab.

Also schnell aufs Zimmer und die Fotoausrüstung zusammengesucht. Kurze Zeit später stehen wir schon auf dem Aussichtshügel vor unserer Unterkunft.

Noch immer ist es sehr bewölkt und kalt. Wir rechnen nicht mehr damit, dass Polarlichter am Himmel auftauchen. Die ersten aus unserer Gruppe geben auf und gehen zurück in ihre Zimmer.

Jörg und ich wollen noch nicht aufgeben. Es wird immer dunkler und erste kleine Lücken gehen zwischen den Wolken auf.

Und plötzlich geht’s los. Polarlichter ohne Ende. Heute sind sie auch mit bloßem Auge grün am Himmel zu sehen. Sie scheinen zwischen den Wolken hindurch. Fasziniert vom Anblick vergessen wir die Zeit und die Kälte.

Bis halb 12 bleiben wir draußen, genießen den Anblick und schießen unzählige Fotos. Dann wird die Wolkendecke wieder dichter und die Polarlichter verschwinden. Jetzt wird’s auch für uns Zeit im Zimmer zu verschwinden.

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