Lukla – Man hat nur einen Versuch
Samstag, 24.10.2009
Es geht los! Heute beginnt unsere Trekking Tour. Deshalb heißt es zeitig aufstehen, denn wir müssen zum Flughafen. Um 5:00 Uhr gibt’s den Weckruf des Hotels und dann ein kleines Frühstück. Dann geht’s auch schon zum Flughafen.
8:30 Uhr steht unsere Dornier 228 von Agni Air zum Abflug nach Lukla bereit. Da die Piloten nur auf Sicht nach Lukla fliegen, sind wir auf schönes Wetter angewiesen.
Die Flugzeuge fliegen immer in Vierergruppen nach Lukla. Aufgrund des Gewichtes, befindet sich das Gepäck nicht immer in der gleichen Maschine. Die Flughafenmitarbeiter versuchen immer, alle Flugzeuge gleichmäßig zu beladen und wichtiger, nicht zu überladen.
Während des Fluges können wir bereits einen ersten Blick auf den Himalaya werfen. Majestätisch erheben sich die Bergriesen über den Wolken. Nach knapp 30 Minuten geht unser Flugzeug plötzlich in den Sinkflug in ein Tal über. Die Landung in Lukla steht bevor.
Die Landebahn ist knapp 500 m lang. Sie beginnt direkt an einem steilen Abhang und endet vor einer Mauer und einem Berg. Außerdem hat sie eine Steigung von ca. 12 Grad. Deshalb muss die Landung im ersten Versuch klappen. Ein Durchstarten ist hier nicht möglich. Im letzten Jahr ist hier eine Maschine mit einer deutschen Reisegruppe bei der Landung abgestürzt. Nur der Pilot überlebte dieses Unglück.
Unser Pilot legt eine Bilderbuchlandung hin. Dann geht alles ganz schnell. Gleich nach der Landung sofort raus aus dem Flieger, das Gepäck wird ausgeladen und die neuen Passagiere für den Rückflug stehen schon bereit.
Die Piloten müssen das schöne Wetter ausnutzen. Deshalb fliegen sie nach Möglichkeit mehrmals hintereinander die Strecke Kathmandu – Lukla.
Unser Gepäck ist wie erwartet nicht komplett in unserer Maschine. Meine Tasche fehlt unter anderem auch noch. Deshalb heißt es jetzt erst mal abwarten. Aber irgendwann ist unser ganzes Gepäck da.
Jetzt kann es endlich losgehen. Am Flughafen wartet bereits unsere Begleitmannschaft für die nächsten zwei Wochen auf uns. Unsere Guides sind vom Volk der Sherpas.
Unser Sirdar und Hauptguide ist Passang. Wir haben noch 2 weitere Guides, Lahkpa und Mingma. Lahkpa soll sich in den nächsten Tagen noch als richtiger Spaßvogel erweisen. Außerdem läuft er in der Regel am Anfang unserer Gruppe und gibt somit das Tempo vor. Und das macht er richtig gut. Er wählt das Tempo immer so, dass wir uns gut an die Höhe anpassen können. Irgendwann bekommt er den Spitznamen Professor.
Zu unserer Begleitmannschaft gehört noch Maila. Er ist für unser Gepäck zuständig. Maila und seine 4 Zopkyos transportieren unser Hauptgepäck von einem Standort zum nächsten. Zopkyos sind eine Kreuzung zwischen Yaks und Rindern. Da Yaks dauerhaft nur weit über 3000 m Höhe eingesetzt werden können, sind auf den Trekkingtouren in der Regel Zopkyos im Einsatz.
Bevor wir uns auf den Weg nach Pakding machen, nehmen wir in einer Lodge noch ein zweites Frühstück ein. Es gibt Nudelsuppe und Tee. Die Nudelsuppe soll uns in den nächsten Wochen noch ständig begegnen. In der Zwischenzeit wird unser Gepäck auf die Zopkyos verladen.
Von der Lodge aus haben wir einen guten Blick auf die Landebahn von Lukla. So können wir weitere Flugzeuge bei den Starts und Landungen beobachten.
Dann geht’s endlich wirklich los. Wir starten unsere Wanderung nach Pakding. Eigentlich wollen wir ja in die höheren Regionen des Himalayas. Doch heute geht es erst mal abwärts. Lukla liegt auf ca. 2800 m. Auf dem Weg nach Pakding steigen wir bis auf 2600 m ab.
Da wir heute sehr viel Zeit haben, machen wir auch viele Pausen. Die ersten 6000er kommen ins Blickfeld. Unterwegs lernen wir auch eine wichtige Regel der Tour. An Mani-Mauern oder auch Gebetsmauern läuft man immer links vorbei. Lahkpa achtet am Anfang auch sehr darauf, dass wir uns alle danach richten. Irgendwann haben wir selbst auch den Blick dafür entwickelt und gehen automatisch links entlang.
Ich glaube, dass aufgrund dieser Regel die Tour um einiges länger geworden ist. Links war nicht immer der kürzere Weg.
Eine weitere wichtige, vielleicht sogar lebenswichtige Regel ist, immer an der Bergseite des Weges zu stehen, wenn Yaks oder Zopkyos entgegen kommen. Da diese Tiere nicht wissen, wie breit ihre Ladung ist, soll es schon vorgekommen sei, dass Touristen von Ihnen den Hang hinunter gedrängt wurden, als sie auf dem Hangseite des Weges standen.
Einer Sache kann man in Nepal auch nicht aus dem Weg gehen. Hängebrücken! Gefühlte tausend Brücken haben wir während der Tour zu überqueren. Diese sind jedoch mittlerweile alle aus Metall und recht stabil gebaut. Nur wenn alle auf der Brücke im Gleichschritt laufen oder einige Spaßvögel auf der Brücke herumspringen, kommt diese ins schaukeln.
Gegen 16:00 Uhr erreichen wir unserer Lodge, dem Kong De Peak Guesthouse in Pakding. Hier sind wir allein. Unsere Reisegruppe hat heute als einzige eingecheckt. Nachdem wir unsere Zimmer bezogen haben, starten Thomas, Wolfgang und ich noch auf eine kleine Akklimatisationstour in der Nähe.
Wir wandern noch ein paar Höhenmeter hinauf. Auf dem Rückweg brauchen wir schon unsere Stirnlampen. Die Sonne geht in Nepal recht zeitig unter. Gegen 18:00 Uhr ist es bereits komplett dunkel.
Paul hat ein Laptop dabei. Nach dem Abendessen können wir so noch einen Film über die Erstbesteigung des Mt. Everest durch Edmund Hillary und Tenzing Norgay sehen. Alle Nepali der Lodge haben sich unserem Fernsehabend angeschlossen und sind total begeistert. Fernsehen oder Filme werden hier in der Region nicht so oft geboten.