Dienstag, 29.11.2011

Die Nacht in der Wildnis haben alle gut überstanden. Zum Frühstück gibt es Rührei! Richtig, wir haben sogar rohe Eier an Bord. Dazu Zwieback, Käse, Wurst und Tee. Anschließend bauen wir die Zelte ab. Wieder muss die gesamte Ausrüstung in den Kajaks verstaut werden.

Kajaktour auf dem Rio Serrano

Gegen 10:30 Uhr sind wir wieder auf dem Wasser. Schon die Abfahrt war wieder ganz spannend. Vor dem Ufer befinden sich zwei stärkere Strömungen, so dass wir erst einmal in entgegengesetzte Richtung paddeln sollen umso besser um die Strömungen herumzukommen.

In der zweiten Strömung bleiben Edgar und ich mit unserem Kajak hängen und werden etwas abgetrieben. Aber mit kräftigen Paddelschlägen schaffen wir es wieder auf Kurs zu kommen. Dann nehmen wir Fahrt auf. Der Rest der Truppe wartet weiter vorn auf dem Fluss auf uns.

Und wieder beginnt das gleiche Spiel wie gestern. Mal ist der Fluss recht ruhig und wir können gemütlich dahintreiben. Dann wieder spielt er mit uns. Dann heißt es wieder kräftig paddeln.

An einer ziemlich exponierten Stelle pfeift der Wind über das Wasser. Vom Land bläst er einen Sandsturm zu uns herüber. Aber auch diese Prüfung meistern wir.

So fahren wir die nächsten 2 Stunden auf dem Rio Serrano dahin. Aufgrund der hohen Geschwindigkeit kommen wir gut voran. Gegen Mittag biegen wir auf dem Fjord Ultima Esperanza ein. Zur Erinnerung, Ultima Esperanza heißt „Letzte Hoffnung“. An den Berghängen können wir den Serranogletscher sehen.

Gerade als ich davon ein Foto machen will, bricht der Sturm über uns herein. Die Stelle, wo der Gletscher in die Berge schneidet, wirkt wie ein Windkanal. Der Sturm fegt nur so über das Wasser. Schnell packe ich den Fotoapparat wieder weg.

Die Wellen werden immer größer. Das Wasser schwappt über den Bug. Manchmal ist dieser komplett unter Wasser. Jetzt müssen wir richtig kämpfen. Die Guides brüllen gegen den Sturm an, dass wir so eng wie möglich zusammenbleiben sollen. Aber leichter gesagt als getan. Wir paddeln wie die Weltmeister.

Um eine Kurve müssen wir noch. Dann können wir die Anlegestelle des Touristenbootes zum Serranogletscher sehen. Dorthin müssen wir. Das Boot „21 de Mayo“ will gerade wieder ablegen. Als sie uns mit den Kajaks sehen, warten sie noch.

Wir kämpfen uns um das Boot herum und paddeln dahinter ans Ufer. Das wär geschafft. Dieser Abschnitt war mit Abstand die anstrengendste und stürmischste Stelle auf der ganzen Tour. Aber jetzt sind wir an Land und wieder einmal ist niemand ins Wasser gefallen. Alexis ist stolz auf uns.

Hier befindet sich auch unser nächster Campingplatz. Wir entladen die Kajaks und tragen alles ein paar Meter landeinwärts. Alexis bittet uns, die Kajaksachen noch nicht auszuziehen. Während die Guides die Kajaks weiter landeinwärts zur Lagune am Serranogletscher tragen, bauen wir die Zelte auf.

Dann machen auch wir uns auf den kurzen Fußweg hinauf zur Lagune. Leider hat der starke Wind sehr viel Eis vor den Einstieg in die Lagune getrieben. Alexis meint zwar, dass wir uns mit den Kajaks in Ufernähe durch die Eismassen kämpfen könnten, doch wir sind uns nicht sicher, ob wir uns das antun wollen. Uns ist es zu viel Eis. Außerdem weht über die Lagune ein heftiger Wind. Das Paddeln würde somit wahrscheinlich kein Vergnügen sein.

Wir entscheiden uns heute dagegen, auf der Lagune paddeln zu gehen. Eventuell ist morgen früh das Wetter ja gnädiger und dann können wir noch einen Versuch starten.

Dann können wir ja jetzt doch aus den nassen Klamotten raus. Wir sind auch schon ganz schön durchgefroren. Zu Fuß machen wir uns auf den Weg zum Gletscher. An der Lagune entlang führt ein Wanderweg bis fast an die Gletscherkante.

Auch hier weht uns ein starker Wind entgegen und wir sind ganz froh uns gegen das Paddeln entschieden zu haben. Da die ganzen Eisberge eh als kompakte Masse an das Ende der Lagune getrieben wurden, hätten wir sowieso nicht zwischen Eisbergen hindurchpaddeln können. Somit hält sich die Enttäuschung einigermaßen in Grenzen.

Als wir zu unseren Zelten zurückkommen, warten die Guides schon mit einem kleinen Snack auf uns. Was haben die denn noch alles zu Essen in den Kajaks. Der Rest des Nachmittags ist frei. Jetzt kommen auch die 4 Engländer mit ihren Kajaks an, die wir bereits gestern getroffen hatten. Auch sie wollen hier übernachten.

Zum Abendessen gibt es Nudeln. Und wieder wurden 2 Weinflaschen hervorgezaubert. Mittlerweile ist es sehr stürmisch geworden. Die Bäume biegen sich bedrohlich im Wind. Wir schauen nochmal an der Lagune vorbei. Der Sturm peitscht das Wasser über die Eismassen. Jetzt will erst recht niemand auf dem Wasser sein.

Auf der anderen Seite an der Anlegestelle am Fjord sieht es nicht besser aus. Dunkle Wolken hängen bedrohlich in der Luft. Windhosen treiben das Wasser aus dem Fjord in die Höhe. Das Meer ist aufgewühlt. Als die Sonne mal kurz durchbricht bildet sich ein Regenbogen. Doch dann geht der Sturm weiter.

Alexis meint, wenn das Wetter so bleibt ist es fraglich, ob morgen das Ausflugsschiff, welches uns von hier abholen soll, wirklich kommt. Er hat aber noch einen Plan B und C in der Tasche. Plan B hieße, wir werden von dem andern Ufern von jemandem mit einem Zodiac abgeholt. Plan C heißt, wir müssen hier noch einen Tag ausharren.

Uns beschleicht irgendwie das Gefühl, Alexis will es uns mit seinen Schilderungen etwas spannender machen. Wir werden ja sehen, ob das Boot morgen kommt.

Bald wird es uns zu kalt, so dass wir uns heute alle recht zeitig in die warmen Schlafsäcke zurückziehen.

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