Mittwoch, 30. September 2015

Für unsere Gipfelstürmer heißt es Mitternacht aufstehen und fertigmachen. Nach einem kleinen Snack brechen sie gegen 01:00 Uhr Richtung Gipfel auf. Während sie sich in der Nacht den Berg hinaufkämpfen, liegen ich noch Stunden in meinem warmen Schlafsack und kann weiterschlafen.

Stok Kangri Besteigung

Kurz nach 06:00 Uhr werde ich zur gewohnten Zeit munter. Ich bleibe aber noch im Schlafsack, bis die Sonne richtig aufgegangen ist und es draußen wärmer wird.

Irgendwann bekomme ich meinen gewohnten Wake-Up-Tea. Danach gibt’s Frühstück. Kanji hat Toast und Omeletts gemacht.

Währenddessen begeben sich die indischen Jugendlichen, die zusammen mit uns im Camp sind, auf Akklimatisationstour. Sie wollen erst diese Nacht den Gipfel erklimmen. Einige haben sich erholt, andere schleppen sich noch immer durchs Camp.

Ab 09:00 Uhr beginne ich immer wieder Richtung Aufstiegsroute zu schauen. Ich weiß, dass es noch viel zu früh für die Rückkehr unserer Truppe ist, aber ich kann nicht anders.

Das Warten im Camp kann aufregender sein, als selbst mit aufzusteigen. Da man ja keinerlei Informationen hat, weiß man eben auch nicht, wo sie sich am Berg befinden, ob sie erfolgreich den Gipfel erreicht haben und wann sie sicher zurück sein werden.

Die Stunden des Wartens ziehen sich in die Länge. Gegen 11:30 Uhr sehe ich die Ersten den Hang hinunterkommen. Noch sind sie zu weit weg, als das ich erkennen könnte, wer es ist.

Ich gehe ihnen entgegen. Irgendwann kann ich erkennen, dass es Oliver und Guido sind. Mit etwas Abstand folgen Daniela und Bernhard. Tim und Jigmet kann ich noch nicht ausmachen.

Bald treffe ich auf Oliver und Guido. Als sie mich sehen, winken sie schon von weitem. Sie berichten, dass alle am Gipfel waren. Der Aufstieg aber anstrengend, saukalt und schwierig war. Ich beglückwünsche sie zu ihrem Erfolg. Für mich war es aber die Bestätigung heute die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Zwischenzeitlich sind auch Daniela und Bernhard bei uns angekommen. Auch für sie freut es mich. Wir liegen uns in den Armen.

Oben am Hang kann ich mittlerweile auch Tim und Jigmet sehen. Während die vier Richtung Camp weitergehen, will ich hier auf Tim und Jigmet warten. Langsam kommen sie den Hang hinunter. Tim sieht aus der Ferne ziemlich fertig aus.

Nach einer Weile haben sie es auch geschafft. Der Steilhang liegt hinter ihnen. Tim freut sich unglaublich auch noch den Gipfel des Stok Kangri erreicht zu haben, will aber nur noch ins Camp und sich ausruhen. Gemeinsam laufen wir langsam zurück.

Im Camp gibt’s für alle erstmal eine Nudelsuppe. Die wärmt auf und stärkt etwas.

Danach fangen wir an das Camp abzubauen. Da ich den ganzen Vormittag Zeit hatte schon meine Tasche zu packen, ist natürlich mein Zelt auch am schnellsten abgebaut.

Plötzlich stellen wir fest, etwas Entscheidendes fehlt. Bisher ist es uns noch gar nicht aufgefallen. Aber wo ist eigentlich unser Horsemen mit den Mulis? Ohne die Mulis bekommen wir unser Gepäck und die Zelte doch überhaupt nicht ins letzte Camp.

Die Diskussionen gehen los. Einer der Stanzin’s sucht schon den ganzen Morgen nach dem Horsemen. Mir ist das im Camp bisher auch nicht aufgefallen, da die Mulis ja oft immer etwas abseits des Camps untergebracht sind.

Heute aber sind sie nicht aufzutreiben. Auch im Camp in Mankarmo sind sie nicht. Was nun?

Jigmet versucht mit der Agentur zu telefonieren. Damit er aber überhaupt Empfang hat, muss er auf einen der umliegenden Hügel steigen.

Danach ist schnell entschieden, wir lassen die Zelte und Ausrüstung hier im Camp zurück. Jigmet, Kanji und unsere Helfer nehmen nur unser Gepäck mit. Sie wollen es selbst tragen. Das ist jetzt ja fast wie in Nepal oder am Kilimanjaro.

Wir wollen bis Stok absteigen. Das war ursprünglich ja auch so geplant. Aber entgegen dem eigentlichen Plan schlagen wir in Stok kein Camp mehr auf. Wir haben ja dort auch keine Zelte mehr! Die Agentur schickt uns einen Bus und wir fahren heute noch direkt zurück nach Leh. Hoffentlich haben sie dort für uns ein Hotel!

Deshalb verteilen wir noch hier im Camp unser Trinkgeld an die Mannschaft. Der Horsemen bekommt so nun nichts ab. Er hat sich heute aber auch einen ziemlichen Schnitzer geleistet.

Bevor es an den Rückweg geht, steht Kanji plötzlich noch mit einem Kuchen vor uns. Er hat schon wieder gebacken. Der Mann ist so klasse.

Dann geht’s aber wirklich los. Gegen 13:45 Uhr verlassen wir das Basecamp. Im Eilschritt geht es den Berg hinunter. Knapp 50 Minuten später sind wir schon in Mankarmo.

Hier machen wir gar nicht erst Halt, sondern laufen direkt weiter. Bis Stok sind es ja nochmal 10 Kilometer und die meisten von uns haben heute schon eine anstrengende Gipfeletappe hinter sich. Für mich ist es dagegen ein entspannter Abstieg.

Vom Stok Kangri B.C. nach Stok

Plötzlich kommt uns der Horsemen mit seinen Mulis seelenruhig entgegen. Wir glauben, wir gucken nicht richtig. Erst erzählt er uns etwas, von wegen Wölfe hätten die Mulis aufgescheucht. Dann kommen wieder andere Ausreden.

Wir glauben, er hat sich einfach im Tag getäuscht und war der Meinung, wir bleiben noch eine Nacht im Camp. So hat er zwischendurch einfach noch einen anderen Job angenommen.

Unsere Taschen werden auf ein paar Mulis verladen. Diese führen Jigmet und Kanji weiter den Berg runter. Der Horsemen wird ins Camp geschickt, damit er dort die restliche Ausrüstung wegholt.

So geht es weiter den Berg hinunter. Für unsere Mannschaft jetzt auch wesentlich entspannter, da sie die Taschen nicht mehr schleppen müssen.

Gegen 17:15 Uhr kommen wir in Stok an. Der Bus wartet schon am vereinbarten Treffpunkt. Dieses Mal waren wir so schnell unterwegs, dass wir jetzt noch auf Jigmet und Kanji mit den Mulis und unserem Gepäck warten müssen.

Somit geht die Trekkingtour mit einem kleinen und nicht geplanten Abenteuer zu Ende. Nachdem auch Jigmet und Kanji da sind, verladen wir die Taschen und fahren zurück nach Leh.

Ein Hotel hat die Agentur auch für uns gefunden. Jetzt sind wir im Natures Land Hotel untergebracht. Die Agentur muss nur noch unser eingelagertes Gepäck aus dem alten Hotel abholen, dann haben wir auch ein paar frische Sachen und können endlich Duschen.

Auch das klappt noch. Gegen 20:30 Uhr sitzen wir alle im Hotelrestaurant frisch geduscht am Tisch zum Abendessen.

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