Die berühmten Botschkis am Elbrus
16. August 2010:
Elbrus wir kommen. 8:00 Uhr gibt es ein vorläufig letztes Frühstück im Hotel. Für 10:00 Uhr ist die Abfahrt angesetzt. Mit den Bussen fahren wir nach Azau. Der Ort liegt direkt am Fuß des Elbrus. Unterwegs holen wir in einem Geschäft noch unsere Verpflegung für die nächsten Tage am Bergab. Gia hat alles organisiert. In Kartons verpackt nehmen wir alles mit.
Die ersten Höhenmeter am Berg legen wir mit der Seilbahn und dem Sessellift zurück. Manch einer behauptet, das gefährlichste am Elbrus sei die Fahrt mit der uralten Seilbahn. Derjenige könnte durchaus recht haben. Ich denke mal, TÜV oder was Ähnliches kennt man hier nicht.
Es gibt allerdings auch eine neue, moderne Seilbahn am Elbrus. Diese fährt jedoch nur am Wochenende und hat kleinere Kabinen. Wir müssen deshalb die alte Seilbahn nehmen. Da die meisten Elbrusaspiranten hiermit fahren, herrscht an der Station in der Regel großer Andrang.
Heute geht es jedoch und wir müssen nicht allzu lange warten. Die Seilbahn hat zwei große Gondeln, die jeweils wechselseitig den Berg hinauffahren.
Wir laden unsere gesamte Ausrüstung und Verpflegung in die Kabine und fahren zusammen hinauf. An der Zwischenstation müssen wir alles zur nächsten Gondel bringen. Diese fährt uns dann hinauf bis zum Sessellift.
Dort angekommen herrscht schon ein großer Andrang. Da der Sessellift heute noch nicht in Betrieb ist, stauen sich hier die ganzen Gruppen samt Ausrüstung.
Wir müssen warten und verbringen die Zeit damit die nähere Umgebung zu erkunden und erste Fotos auf dem Elbrus zu schießen. Gia sorgt derweilen dafür, dass sich nach uns kommende Gruppen in der Menge nicht vordrängeln.
Zwischenzeitlich haben sich ein paar aus der Gruppe entschieden nicht zu warten, sondern sich zu Fuß zum Ende des Sesselliftes zu begeben. All zu lang ist der Weg nicht. Der Rest der Gruppe bleibt bei der Ausrüstung und dem restlichen Gepäck.
Irgendwann setzt sich der Sessellift in Betrieb. Das Warten hat ein Ende. Wie nun die gesamte Ausrüstung auf dem Sessellift transportieren? Andreas und ich fahren vornweg, während die Anderen unsere Rucksäcke und die Kartons mit der Verpflegung auf die Sitze des Lifts verladen.
An der Endstation des Lifts holen wir die Ausrüstung aus dem Lift und stapeln erst mal alles an der Seite. Danach kommen die restlichen aus der Gruppe hinterher gefahren.
Die Unterkünfte hier heißen Botschkis und sind große, alte Fässer in denen jeweils 6 Personen schlafen können. Bis dorthin sind es nur ein paar Meter. Also heißt es Rucksäcke geschultert, die Kartons mit der Verpflegung geschnappt und los geht’s.
Unsere Gruppe ist allerdings nicht in den Fässern untergebracht. Wir müssen ein paar Meter an den Botschkis vorbei über den Gletscher laufen. Wir haben die neuen Container für uns ergattern können. Deshalb haben wir es recht komfortabel. 2 Schlafcontainer mit jeweils 6 Doppelstockbetten und ein Aufenthaltscontainer mit Küche. Wir sind jetzt Einer bzw. Eine mehr, da heute unsere Köchin Leila zu uns gestoßen ist. Sie wird für uns die Tage am Berg kochen.
Jetzt sind wir auf ca. 3.700 Meter Höhe.
Wir teilen uns in die 2 Schlafcontainer auf. Jeder hat ein Doppelstockbett für sich allein. So haben wir genügend Platz um unsere Sachen auszubreiten. Eine kleine Elektroheizung gibt es auch, so wird es nicht allzu kalt. Jetzt wird auch wieder der Begriff „Sissi-Tour“ hervorgeholt. Wir taufen die Container Sissi 1 und Sissi 2.
Während wir uns häuslich niederlassen und Wasser vom Gletscher zum Kochen und für den Tee holen, hat Leila zwischenzeitlich ein kleines Mittagessen zubereitet.
Nach dem Mittag machen wir noch eine erste Akklimatisationstour am Berg. Ab Höhe der Botschkis ist der Elbrus vergletschert. Deshalb brauchen wir ab sofort immer unsere Steigeisen. Da es nur eine kurze Tour wird, gehen wir ohne weitere Ausrüstung im Rucksack los.
Unser Ziel ist die Prijut 11, die nächste Hütte am Elbrus. Sie liegt fast auf 4.100 Metern Höhe. In 2 Tagen wollen wir dort übernachten und unseren Gipfelversuch von dort aus starten.
Jetzt am Nachmittag ist das Wetter wesentlich schlechter geworden. Wir sind mitten in den Wolken und haben keine Weitsicht. Nichts desto trotz machen wir uns auf den Weg.
Es ist bereits 15:30 Uhr. Im Gänsemarsch wandern wir den Gletscher hinauf. Den Weg kann man nicht verfehlen. Aufgrund der vielen Gruppen, die hier unterwegs sind, handelt es sich um einen richtigen Trampelpfad. Gelegentlich vorhandenen Gletscherspalten sind durch Fahnen gekennzeichnet.
Die knapp 370 Höhenmeter zur Prijut 11 haben wir in 1,5 Stunden zurückgelegt. Dabei haben wir uns wirklich Zeit gelassen. Immerhin sind wir erstmals auf dieser Reise auf über 4.000 Metern Höhe angekommen.
Wir machen hier noch eine kleine Pause um uns noch etwas in der Höhe aufzuhalten. Danach geht’s zurück zu den Botschkis. Auf dem Rückweg nehmen wir die Autobahn. Zwischen Botschkis und Prijut 11 fahren immer wieder Pistenraupen hin und her. Diese haben eine richtige Straße in den Gletscher gedrückt. Auch dieser Weg ist nicht zu verfehlen.
Je tiefer wir kommen umso besser wird die Sicht. Wir sind wieder unterhalb der Wolken, die den Elbrusgipfel einhüllen. Gegen 18:00 Uhr sind wir an unseren Containern zurück.
Wir holen nochmal neues Wasser vom Gletscher. Damit sollten wir genügend Vorräte bis morgen haben. Dann genießen wir die letzten Sonnenstrahlen des Tages und die Aussicht auf die umliegenden Berge des Kaukasus.
Gegen 19:00 Uhr ist das Abendessen fertig. Was Leila hier oben unter einfachsten Bedingungen zubereitet, kriegt manch andere Küche im Tal nicht hin. Verhungern müssen wir jedenfalls nicht.
Danach sitzen wir noch etwas im Aufenthaltscontainer zusammen. Doch schon bald ziehen wir uns in unsere Schlafsäcke zurück.