Von Namche Bazar zurück nach Lukla

Freitag, 15. November 2019

Ein letztes Mal klingelt der Wecker um uns auf eine Trekkingetappe zu schicken. Lange 20 Kilometer zurück nach Lukla liegen vor uns. Und diese sollen sich anders als erwartet entwickeln.

Noch einmal gibt’s Frühstück in der Lodge. Noch einmal heißt es Gepäck zusammenpacken und für die Porter rausstellen. Noch einmal heißt es die Trekkingstiefel schnüren.

Von Namche Bazar nach Lukla
Von Namche Bazar nach Lukla

Gegen 08:00 Uhr brechen wir auf. Wir wandern durch die Gassen von Namche Bazar

Schon bald haben wir den Ort hinter uns gelassen und tauchen in den Wald ein. Teilweise steil und in Serpentinen geht es die gut 600 Höhenmeter hinunter zur Hillary Bridge.

Und plötzlich kommen uns immer wieder Läufern mit Laufschuhen und Laufsachen entgegen. Hier findet gerade ein Wettrennen und Traillauf hinauf nach Namche Bazar statt. Wer´s braucht.

Schnell kommen wir an der Hillary Bridge an. Nun geht’s wieder hinüber auf die andere Seite. Danach geht der Weg gemächlicher und nicht mehr so steil bergab.

Wir laufen weiter bis Pakding. Die Gruppe hat sich mittlerweile schon weit auseinandergezogen. Das hohe Tempo hinunter von Namche Bazar fordert jetzt seinen Tribut von mir. Mein Husten wird wieder schlimmer. Ich laufe ein paar Meter, dann huste ich mir mehrere Minuten die Seele aus dem Leib.

Ich bin immer langsamer unterwegs und schnappe nach Luft. Dabei sind wir gar nicht mehr in den großen Höhen. Auch Gottfried geht’s nicht besonders gut. Er ist genauso langsam unterwegs wie ich. Passang bleibt immer an unserer Seite.

Als wir schließlich in Pakding ankommen, sind die anderen aus der Gruppe schon ewig da. Wir kehren noch einmal in der Shangri La Lodge ein. Heute jedoch nur zur Mittagspause. Ich bekomme jedoch nichts herunter. Ich bin fix und alle.

Ich habe keine Ahnung, wie ich es heute noch vernünftig bis Lukla schaffen soll. Denn ab jetzt geht es wieder nur noch bergauf. Auch wenn es insgesamt gesehen nur etwas über 300 Höhenmeter sind, so sind es aber auch noch gut 10 Kilometer. Bei meinem Gesundheitszustand brauche ich dafür noch viele Stunden. Da kommen wir erst in der Dunkelheit an.

Also was machen? Oliver, Passang, Gottfried und ich beratschlagen. Schnell ist mir klar, ich habe eigentlich nur eine Möglichkeit. Ich besorge mir einen nepalesischen Krankentransporter. Gottfried macht es genauso.

Das bedeutet nichts anderes, als das Gottfried und ich den Weg von Pakding hinauf nach Lukla auf einem Pferd zurücklegen werden. Ich mach jetzt den „John Wayne des Himalayas“.

Passang und der Lodgebetreiber telefonieren etwas rum. Kurze Zeit später haben sie zwei Pferde aufgetrieben. Der Rest unserer Gruppe bricht anschließend nach Lukla auf. Passang bleibt bei Gottfried und mir. Wir warten auf unsere Mitfahrgelegenheit.

Es dauert auch nicht lange und die zwei Pferde sind zusammen mit ihren Besitzern da. Nun bin ich mal gespannt. Ich bin noch nie wirklich geritten. Das kann was werden.

Jetzt heißt es aufsitzen und los gehts. Die Pferde reiten aber nicht allein mit uns. Ihre Besitzer nehmen sie am Zügel und laufen vor dem Pferd her. Es funktioniert besser als gedacht.

Nach etwas Eingewöhnung geht es sogar richtig gut. Geht’s bergauf, muss man sich als Reiter nach vorn beugen. Geht’s bergab, dann weit nach hinten beugen. So ist es auch für das Pferd wesentlich leichter. Gewöhnungsbedürftig ist es, wenn es auf den vielen Stufen steil bergab geht. Vom Rücken des Pferdes sieht das alles noch viel steiler und spektakulärer aus.

So reiten wir schließlich auch irgendwann in Lukla ein. Zu Fuß hätten wir noch ewig gebraucht. Für Pferd und Pferdeführer gibt’s nochmal ein ordentliches Trinkgeld. Der Rest der Gruppe erwartet uns schon sehnlichst in der Lodge. Hier müssen wir sofort von unserem Abenteuer berichten.

So geht die Tour etwas anders als geplant ihrem Ende entgegen. Die letzte Etappe wäre geschafft. Wir sind zurück am Ausgangspunkt.

Heute Abend wird gefeiert. Gemeinsam mit unseren Guides und den Portern essen wir zu Abend. Anschließend überreichen wir die Trinkgelder an die Porter und Guides. Ohne sie hätten wir die Tour nicht geschafft. Dann ist Party angesagt. Bis weit in die Nacht feiern wir gemeinsam.

Doch irgendwann ist auch die schönste Party zu Ende. Morgen früh müssen wir zeitig raus. Der Flug aus Lukla und die Rückreise nach Kathmandu steht an.

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