Samstag, 02. September 2023

Heute zum Frühstück hat Nora wieder gute Nachrichten für uns. Wie in der Wettervorhersage angekündigt, ist das Wetter besser geworden. Es hat aufgehört zu regnen. Auch wenn der Himmel noch wolkenbedeckt ist, soll es heute wieder auf Wanderung gehen.

Geplant ist eine Wanderung um den Kong Oscar Fjord. Deshalb steht vor der Wanderung noch eine kurze Bootsfahrt an. Nach dem Frühstück laufen wir runter zum Hafen. Dort haben sich mittlerweile ein paar Leute eingefunden. Bei uns im „Roten Haus“ wohnt zurzeit eine Weltmeisterin im Kajakfahren. Der lokale Kajakverein von Tasiilaq hat sie eingeladen, im Hafenbecken ein bisschen von ihrem Können vorzuführen.

Bevor wir auf Tour gehen, wollen wir uns das ebenfalls noch ansehen. Mit einem Kajak paddelt sie raus ins Hafenbecken.  Dort zeigt sie die verschiedensten Techniken erfolgreich Eskimorollen mit dem Kajak zu meistern.

Nach der Vorführung geht’s für uns auch kurz aufs Wasser. Aber nicht mit dem Kajak. Mit unseren Booten fahren wir einmal quer über den Kong Oscar Fjord.

Auf der anderen Seite lassen uns die Bootsführer aussteigen. Dafür müssen sie erst einmal eine passende Stelle finden, damit wir trockenen Fußes aussteigen können. Bootsstege gibt’s hier nicht.

Nachdem alle an Land sind, fahren die Boote nach Tasiilaq zurück und wir begeben uns auf Wanderschaft. Doch kurze Zeit später müssen wir feststellen, dass wir nochmal die Boote brauchen. Wir sind an einer ungünstigen Stelle ausgestiegen. Der Fluss in der Nähe hat zu viel Wasser. Hier kommen wir nicht durch. Allerdings müssen wir auf die andere Flussseite, wenn wir den Weg am Fjord entlang zurück nach Tasiilaq nehmen wollen.

Nora ruft die Boote nochmal zurück. Wir steigen wieder in die Boote und fahren noch ein Stück die Küste entlang, bis wir eine neue, passende Stelle zum aussteigen gefunden haben.

Nun kanns aber wirklich losgehen. Wir machen uns auf den Weg und die Boote fahren dieses Mal endgültig zurück nach Tasiilaq.

Unser Weg, auch wenn es in diesem Sinne keinen richtigen Weg gibt, führt uns immer in der Nähe des Fjordufers entlang. Dabei wandern wir durch Moos und Flechtenlandschaften und laufen über Moore. Unter unseren Füssen schmatzt der Boden. Teilweise versinken wir knöcheltief im Morast.

Auf unserem Weg zurück nach Tasiilaq müssen wir drei Mal Flüsse durchqueren. Brücken sind weit und breit keine zu sehen. Doch wir wussten das vorher und sind vorbereitet.

Sandalen und Handtücher haben wir dafür im Rucksack. Die ersten beiden Flussdurchquerungen sind ganz einfach. Hier geht uns das Wasser nur leicht über die Knöchel. Es reicht also die Hosenbeine hochzukrempeln. Die Wassertemperaturen sind zwar kalt, aber auszuhalten.

Die dritte Flussdurchquerung wird dann schon etwas anspruchsvoller. Nora sucht hier auch etwas länger nach einer geeigneten Stelle. Hosenbeine hochkrempeln reicht hier allerdings nicht mehr. Damit die Hosen nicht nass werden, ist es besser diese lieber auszuziehen.

Also waten wir in Unterhosen durch den eiskalten Fluss. An den tiefsten Stellen stehen wir bis zu den Oberschenkeln im Wasser. Unsere Trekkingstöcke helfen uns dabei in der Strömung das Gleichgewicht zu halten. Hier und jetzt in den kalten Fluss zu fallen wäre sicher keine gute Idee.

Alle kommen ohne Sturz ins Wasser durch den Fluss. Trockenen Fußes können wir aber nicht sagen. Nachdem wir uns abgetrocknet, die Hosen wieder angezogen haben, geht’s auf den letzten Abschnitt unserer heutigen Tour.

In der Ferne können wir schon die Häuser von Tasiilaq sehen. Wir nähern uns dem Ort und kommen an einem Platz vorbei, wo viele der Schlittenhunde aus Tasiilaq angekettet sind und die Sommermonate verbringen. Im Winter werden sie dann wieder vor die Hundeschlitten gespannt und übernehmen den Transport durch Schnee und Eis.

Nach rund 12 Kilometern Wanderung kommen wir gegen 18:00 Uhr wieder im „Roten Haus“ an. Ein weiterer toller Tag mit einer schönen Tour liegt hinter uns.

Nach dem Abendessen führt Christina, eine Angestellte im „Roten Haus“ noch 2 Trommeltänze für uns auf. Dafür hat sie ihre typisch grönländische Tracht angezogen. Einer der Tänze erzählt die Geschichte, wie sich ein Rabe in eine Gans verliebt und deshalb versucht, zusammen mit den Gänsen über das offene Meer zu fliegen. Wenn ich es richtig verstanden habe, geht die Geschichte nicht gut aus.

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