Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau

Besichtigung der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau

Heute wird ganz sicher der emotionalste Tag der Reise. Wir besuchen die Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau.

Wir sind die einzigen Hotelgäste als wir um 07 Uhr zum Frühstück gehen. 45 Minuten später fahren wir mit dem Auto aus der Stadt auf die Autobahn. Auschwitz liegt ca. 70 Kilometer westlich von Krakau. Gegen 09 Uhr kommen wir in Oswiecim, dem polnischen Namen für Auschwitz an.

Für unsere Besichtigung der Gedenkstätte haben wir vorreservierte Eintrittskarten. Auch hier empfiehlt es sich für jeden Besucher, die Eintrittskarten weit im Voraus zu bestellen. Der Andrang ist riesengroß.

Für 09:30 Uhr haben wir eine deutschsprachige Führung über die gesamte Anlage gebucht. Jetzt müssen wir aber erst einmal durch die Sicherheitskontrollen. Mit unseren Eintrittskarten können wir an der langen Schlange vorbeigehen und die „Fast Lane“ benutzen.

Nach den Kontrollen bekommen wir unsere Kopfhörer für die deutschsprachige Tour. Gemeinsam mit anderen Deutschen warten wir auf unsere Führerin über die Gedenkstätte. Kurze Zeit später ist sie auch schon da.

Am 1. Oktober 2019 stehen wir an dem Eingangstor zum ehemaligen Konzentrationslagers Auschwitz I. Über dem Tor der eiserne Schriftzug „Arbeit macht frei“. Die meisten Menschen haben die 3 Worte schon gehört. Den allermeisten ist die Bedeutung der Worte in der Geschichte bewusst. Ein paar Unverbesserliche versuchen noch immer die Geschichte zu verdrehen.

Ich kann nur jedem empfehlen einmal im Leben die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau zu besuchen. Die schrecklichen Ereignisse, welche hier stattgefunden haben, dürfen niemals in Vergessenheit geraten. Bei uns hat der Besuch jedenfalls einen unvergesslichen Eindruck hinterlassen.

Das Konzentrationslager Auschwitz I wurde im Juni 1940 auf einem Kasernengelände der polnischen Armee in der Nähe eines Bahnknotenpunktes eingerichtet. Die vorhandenen Gebäude wurden ausgebaut und angepasst, weitere Gebäude wurden errichtet. Im Lager I befand sich ebenfalls die Hauptkommandantur der SS.

Im August 1944 wurden im Lager I etwa 16.000 Häftlinge gefangen gehalten.

Die Ausstellungen in den einzelnen Gebäuden sind den unterschiedlichsten Themen gewidmet. Die Ausstellung im Block 4 dokumentiert die „Vernichtung“. Direkt am Eingang befindet sich eine Europakarte, welche die wichtigsten Orte zeigt, von denen Züge mit Deportierten nach Auschwitz abfuhren. Es gibt fast keinen Platz in Europa, der hier nicht markiert ist.

Von Juni 1940 bis Januar 1945 deportierten die Deutschen mindesten 1,3 Millionen Menschen in das Konzentrations- und Vernichtungslager. Darunter befanden sich 1,1 Millionen Juden. Etwa 900.000 Juden wurden sofort nach ihrer Ankunft in dem Lager in den Gaskammern ermordet.

In einem Raum im Erdgeschoss des Block 4 steht eine Urne mit der Asche Ermordeter. Die Asche wurde nach Befreiung des Lagers in der Nähe der Krematorien zusammengetragen.

Im Obergeschoss befindet sich ein Modell einer Gaskammer und eines Krematoriums. Dieses veranschaulicht in schrecklicher Weise die massenhafte Ermordung der Häftlinge. Auf dem Gelände wurden unzählige leere Büchsen von Zyklon B gefunden. Einige davon sind ebenfalls in diesem Raum ausgestellt.

Im Block 5 sind viele Gegenstände des persönlichen Bedarfs der Deportierten ausgestellt. Diese Dinge zeugen davon, dass den Deportierten oft nicht bewusst war, was sie in Auschwitz erwartet. Räume voll Brillen, Töpfen, Geschirr, Koffern, Schuhen, Bürsten zeigen nur einen Bruchteil der von den Nazis geraubten Gegenständen, welche die Deutschen kurz vor der Befreiung des Lagers nicht mehr vernichten konnten. Durch die Vernichtung sämtlicher Spuren sollten die Gräueltaten in Auschwitz verwischt werden.

Die Wohn- und Sanitärbedingungen zeigt Block 7. In den ersten Monaten seit Bestehen des Lagers gab es für die Gefangenen nur Stroh und Strohsäcke auf dem Fußboden zum Schlafen. Später gab es dreistöckige Betten. Ein Block war normalerweise für 700 Häftlinge vorgesehen. In der Realität waren aber in der Regel viel mehr Häftlinge in einem Block untergebracht.

Die Todeswand befindet sich auf dem Hof von Block 11. Hier wurden über 5.000 Menschen von der SS erschossen. Hauptsächlich waren das Gefangene, welche von einem deutschen Standgericht zu Tode verurteilt wurden. Damit die anderen Häftlinge in den Blöcken 10 und 11 die Exekutionen nicht sehen konnten, wurden die Fenster mit Brettern zugenagelt.

Zum Ende des Rundganges durch Lager I verlassen wir den eingezäunten Bereich. Wir stehen vor einem Hügel. Nur der Ziegelschornstein und die Infotafeln geben Hinweise darauf, was sich hier befindet.

In dem halb unter der Erde liegende Gebäude befindet sich die Gaskammer, im Raum direkt daneben zwei Krematorienöfen. Wir stehen in der dunklen Gaskammer und können die Öffnungen in der Decke sehen. Durch diese Öffnungen haben die SS-Leute die Zyklon B Büchsen in die Kammern geworfen. Direkt nebenan wurden in den Öfen bis zu 340 Leichen am Tag eingeäschert.

Wir sind völlig fassungslos und uns fehlen jegliche Worte. Gut das der erste Teil der Führung hier zu Ende ist und wir eine kurze Pause haben. Diese brauchen wir jetzt auch dringend.

Wir haben kurz Zeit etwas zu essen. Dann fahren wir mit einem Shuttelbus die wenigen Kilometer hinüber nach Auschwitz II – Birkenau. Hier setzen wir die Führung durch die Gedenkstätte fort.

Im Herbst 1941 begannen die Deutschen mit dem Bau des Lagers in der Nähe des Dorfes Brzezinka (auf Deutsch: Birkenau). Das Lager II befindet sich 3 Kilometer von Auschwitz I. Eigentlich als Lager für sowjetische Kriegsgefangene errichtet, wurde es zum größten Vernichtungs- und Konzentrationslager.

In der Nähe des Einfahrtstors hält der Shuttelbus an. Durch das Tor fuhren die Züge mit den Deportierten direkt bis auf die „Rampe“. Diese befindet sich zwischen den umzäunten Bauabschnitten BI und BII. Die meisten Neuankömmlinge, die von den SS-Ärzten als arbeitsunfähig eingestuft wurden, sind noch am selben Tag in den wenige hundert Meter entfernten Gaskammern ermordet wurden.

Das Gebäude mit dem Eingangstor diente auch als Hauptwache der SS. Auch wir steigen hinauf auf den Aussichtsturm. Von hier oben haben wir einen guten Blick über die gesamte Anlage. Das Areal ist riesig.

Direkt vor uns liegt die Rampe mit den Eisenbahnschienen. Linker Hand befinden sich die gemauerten Baracken des Bauabschnitt I. Rechts steht eine Reihe Holzbaracken im Bauabschnitt II. Von den anderen Holzbaracken sind nur noch Reste der gemauerten Fundamente, sowie Teile der Kamine aus Ziegelstein vorhanden.

Wir steigen vom Turm ab und laufen die Rampe entlang. Als wir die Bahngleise entlanglaufen haben wir blauen Himmel und besten Sonnenschein. Wir wollen uns gar nicht vorstellen, wie es für die Deportierten gewesen sein muss. Nach teilweise tagelanger Bahnfahrt zusammengepfercht in Güterwaggons wurden 100tausende Frauen, Männer und Kinder von hier direkt in den Tod geschickt.

Auf der Rampe steht ein einzelner Waggon, der die Bedingungen und das Leiden der Menschen verdeutlichen soll.

Am Ende der Rampe, gegenüber vom Haupttor, befindet sich das Denkmal zu Ehren der Opfer von Auschwitz. Auf 23 Tafeln, in 23 Sprachen der nach Auschwitz Deportierten wird an die Ermordeten gedacht.

„Dieser Ort sei allezeit ein Aufschrei der Verzweiflung und Mahnung an die Menschheit.
Hier ermordeten die Nazis etwa anderthalb Millionen Männer, Frauen und Kinder.
Die meisten waren Juden aus verschiedenen Ländern Europas.
Auschwitz-Birkenau 1940 – 1945“

Auf beiden Seiten des Denkmals befinden sich die Ruinen der Gaskammern und Krematorien II und III. In den Jahren 1942 bis 1944 ermordeten die Nazis fast eine Millionen Juden in den Gaskammern von Birkenau. Die Leichen wurden in den Krematorien verbrannt. Aus Berichten wissen wir heute, dass in allen fünf Krematorien von Auschwitz über 4.700 Leichen an einem Tag verbrannt werden konnten.

Die Gebäude wurden 1945 von der SS gesprengt, so dass heute an der Stelle die Ruinen zu sehen sind.

Am oberen Ende des Bauabschnitt II, unweit der Krematorien IV und V ist die sogenannte „Zentralsauna“. Seit Dezember 1943 wurden in dem Gebäude die Neuankömmlinge registriert und im Lager „aufgenommen“. Täglich mussten mehrere tausend Häftlinge hier durch. Man nahm ihnen sämtliche persönlichen Dinge ab, schnitt ihnen die Haare ab und schickte sie in die Desinfektion. Zum Schluss wurde ihnen die Häftlingsnummer eintätowiert.

Auch hier wurden noch Häftlinge als arbeitsuntauglich eingestuft und in die nahegelegenen Gaskammern geschickt. Unsere Führung führt uns auf dem gleichen Weg durch das Gebäude, wie die Häftlinge zur damaligen Zeit.

Im letzten Raum der „Zentralsauna“ sind hunderte Privatfotos der Häftlinge ausgestellt, welche nach der Befreiung des Lagers gefunden wurden.

Um 16 Uhr ist unsere Führung durch die Gedenkstätte beendet. An dieser Stelle einen herzlichen Dank an unsere Führerin, welche uns einen unvergesslichen Eindruck der Geschehnisse in Auschwitz vermitteln konnte. Wir bleiben noch ein bisschen auf dem Gelände. Ich kann nicht sofort in den Bus steigen und zurück nach Auschwitz I fahren. Die ganzen Eindrücke müssen erst etwas sacken.

Doch irgendwann müssen wir los. Der Shuttlebus bringt uns zurück zum Ausgangspunkt. Danach fahren wir zurück nach Krakau.

Ich habe es keine Sekunde bereut, diese Tour unternommen zu haben. Krakau ist eine tolle und schöne Stadt und auf jeden Fall eine Reise wert. Die Eindrücke in Auschwitz werde ich mein Leben lang nicht vergessen. Nie wieder darf dergleichen passieren. Es liegt an uns allen, dass wir so etwas nicht wieder zulassen.

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