Jede Reise beginnt mit einem einzigen Schritt

Sonntag, 21.09.2008

  • Marangu Gate (1.860 m) – Mandara Hütten (2.700 m), ca. 8 km, Gehzeit 4 Stunden 40 Minuten

Nach dem Frühstück deponieren wir unser nicht benötigtes Gepäck im Hotel. Ein Bus und unsere einheimischen Guides holen uns vom Hotel ab.

Für 8:30 Uhr ist die Abfahrt geplant. Doch in Afrika laufen die Uhren anders. Da im Springlands Hotel ein stetes Kommen und Gehen herrscht, läuft nicht immer alles nach Plan. Eine andere Gruppe macht sich auf zur Safari. So müssen wir noch ein bisschen warten, bis unsere Sachen im Bus verstaut werden können. Mit 30 Minuten Verspätung machen wir uns auf dem Weg zum Marangu-Gate.

Wir haben uns die Marangu-Route zur Besteigung ausgesucht. Sie wird auch die Coca-Cola-Route genannt, da die meisten Touristen wegen ihrer angeblichen Leichtigkeit diese Route wählen. Doch wer über uns lächeln will, sollte selbst erst einmal den Kilimanjaro besteigen. Dann können wir gern darüber diskutieren.

Gegen 10:00 Uhr kommen wir am Marangu-Gate an. Das Wetter ist wunderbar, blauer Himmel und Sonnenschein.

Kabila hat bereits die Träger ausgesucht. Unser Gepäck wird ausgeladen und nochmals gewogen. Das Gewicht darf 15 kg nicht überschreiten. Jetzt werden unsere Sachen zusammen mit den Lebensmitteln und den Sachen der Träger auf die Mannschaft verteilt.

Insgesamt besteht unsere Begleitmannschaft aus 14 Personen; 3 Guides, 1 Koch sowie 10 Trägern. Die Träger werden wir in den nächsten Tagen so gut wie nie direkt zu Gesicht bekommen. Sie laufen nach uns an den Hütten los, überholen uns unterwegs irgendwann und kommen vor uns an der nächsten Station an. 1 Guide wird ebenfalls immer vorausgehen und das Quartier für die nächste Nacht reservieren.

Doch jetzt heißt es erst einmal die afrikanische Bürokratie erledigen. Unsere Gruppe muss sich in die Nationalparkunterlagen eintragen. Name, Alter, Adresse und sogar der Beruf ist interessant.

Da wir natürlich nicht die einzige Gruppe sind, die heute startet, dauert das Prozedere seine Zeit. Gegen 12:00 Uhr sind alle Formalitäten erledigt und es kann endlich losgehen.

Jede Reise beginnt mit einem einzigen Schritt! Für Petra hätte die Reise nach dem dritten Schritt schon fast wieder zu Ende sein können. Nach dem Durchschreiten des Eingangs dreht sie sich noch einmal um, läuft dabei jedoch weiter, stolpert und fällt hin. „Und sie will auf den Kilimanjaro?”, werden sich die Umherstehenden gedacht haben! Glücklicherweise ist ihr jedoch nichts passiert. Wir alle müssen über das Missgeschick lachen.

Dann verschluckt uns der immergrüne Regenwald. Unsere Ziel, der Gipfel des Kilimanjaro, ist von hier aus nicht zu sehen.

Auf einem neu angelegten und gut ausgebauten Wanderweg erklimmen wir die ersten Höhenmeter. Von Anfang an schlagen wir ein sehr gemäßigtes Tempo ein. Oliver mahnt uns immer wieder langsam zu gehen. Das Motto der nächsten Tage lautet: Pole, pole! Zu Deutsch: Langsam, langsam!

Seine Tipps sind nicht nur langsam gehen, sondern auch kleine Schritte machen. Keine hohen Stufen auf einmal nehmen, sondern davor liegende Steine oder Wurzeln als Zwischenstufen verwenden. Das spart Kraft, die wir alle noch für den Gipfelsturm benötigen.

Die wenigsten von uns sind bisher mit Trekkingstöckern unterwegs gewesen. Diese sind jedoch für den Gipfelaufstieg und insbesondere für den Abstieg sehr hilfreich. Deshalb nutzen wir den leichten Weg des heutigen Tages auch für ein „Stöckertraining”. Oliver gibt uns Ratschläge, wie die Trekkingstöcke während des Aufstieges und des Abstieges richtig eingesetzt werden.

Am „Kisambioni” Picknickplatz machen wir Rast. Hier verputzen wir unsere mitgebrachten Lunchpakete. Diese haben wir vor dem Start von unseren Guides bekommen. Da wir am ersten Tag unterwegs noch nicht von unserer Begleitmannschaft verpflegt werden, müssen wir heute die Verpflegung selbst mitnehmen.

Der Picknickplatz liegt direkt an der Forststraße. Diese wird heute nur noch von den Trägern für den Anstieg bzw. als Rettungsweg genutzt. Auf ca. 2400 m führte eine Brücke von unserem Wanderweg zum Picknickplatz ab.

Dann geht es weiter Richtung Mandara Hütten. Gegen 16:45 Uhr kommen wir dort an. Unser Guide hat uns ein Zimmer im alten Steingebäude gesichert. In dem Zimmer befinden sich 5 Ettagenbetten. Da wir das Zimmer für uns allein haben, können wir uns noch richtig ausbreiten.

Oliver hat für uns die Devise „Go high, sleep deep!” herausgegeben. Aus diesem Grund wandern wir jeden Tag nach Ankunft auf den Hütten noch ca. 100 bis 200 Höhenmeter nach oben und gehen dann zur Hütte zurück. Das Ganze dient der besseren Akklimatisation. Deshalb machen wir uns auch gleich wieder auf den Weg. Unser Ziel ist der in den Nähe liegende Maundi Krater.

Nach der Rückkehr zur Mandara Hütte erwartet uns bereits heißes Wasser zum Waschen, sowie Tee, Kaffee und Popcorn. Danach ziehen wir uns auf unser Zimmer zurück. Wir legen uns die Sachen für den nächsten Tag zurecht und ruhen uns aus.

Auf den Mandara Hütten gibt es Waschgelegenheiten. Das Wasser aus der Leitung sollte man aber auf keinen Fall als Trinkwasser oder zum Zähneputzen verwenden. Die Toiletten befinden sich in meinen Augen in einem, für diese Verhältnisse, sehr guten und sauberen Zustand.

Am Äquator wird es sehr zeitig dunkel. Deshalb ist ab sofort die Stirnlampe unser ständiger Begleiter. Bald gibt es auch Abendessen. Dieses wird gemeinsam mit den anderen Gruppen im Speiseraum der Gemeinschaftshütte eingenommen.

Nach dem Abendessen gönnen wir uns noch ein Kilimanjaro Bier und hören in der Dunkelheit eigenartige Geräusche aus dem angrenzenden Regenwald. Wer oder was ist das?

Oliver hat sogleich die Erklärung für uns „Unwissende”. Natürlich kommen die Geräusche von den nur hier zu findenden „Baumgnus”. Wir schauen uns alle ungläubig an. Später kommt raus, die Geräusche stammen von einem Baumschliefer. Die ganze Geschichte zu den „Baumgnus” findet Ihr bei Oliver auf seinem Blog. Schaut einfach mal dort vorbei.

Die nächsten Tagen wird es zu unser Hobby, sämtliche Dinge mit dem Begriff „Gnu” zu verbinden. So gibt es auch bald „Gnu-tella-Schnitten” zum Frühstück oder „Gnu-lasch” zum Mittag.

Gegen 21:00 Uhr liegen wir alle in unseren Schlafsäcken. Die Abende am Kilimanjaro sind kurz. Die nächsten Tage werden wir immer zeitiger in den Betten verschwinden.

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