Montag, 28.11.2011

Nach dem Frühstück erwarten wir die Kajakguides. Pünktlich wie die Maurer sehen wir den Transporter mit den Kajaks vorfahren. Die Spannung steigt. Ob sie auch wie geplant unsere bereits vor Tagen gepackten Sachen für die Kajaktour dabei haben? Aber unsere Sorge ist unbegründet. Die Guides haben alles dabei.

Kajaktour auf dem Rio Serrano

Unsere Kajakguides heißen Alexis und Felipe. Jetzt haben wir also Felipe 1 und Felipe 2. Mitgebracht haben sie für uns 2 Doppelkajaks und 3 Einerkajaks. Die Guides haben jeweils ein Einerkajak um im Notfall sich schnell um uns kümmern zu können. Joe hat auch bereits vor der Reise ein Einerkajak für sich bestellt. Die Zweier teilen sich Martin und Felipe sowie Edgar und ich.

Jetzt wird die Ausrüstung verteilt. Eine Neoprenhose, Neoprenschuhe, eine Paddeljacke, eine Spritzschutzdecke und eine Schwimmweste. Dazu bekommt jeder noch zwei Packsäcke. Einen größeren für die Kleidung im Camp und einen kleinen, den wir auf das Kajak binden können. Darin können wir Fotoapparat, Sonnenbrille und Sachen, an die wir während des Paddelns kommen müssen, verstauen.

Unsere großen Trekkingrucksäcke nimmt der Fahrer mit zurück, der die Kajaks hergebracht hat.

Bevor es auf das Wasser geht, muss nun die gesamte Ausrüstung für das Camping und die Verpflegung in den Kajaks verstaut werden. Wir haben nicht daran geglaubt, dass die Guides alles in den Kajaks unterbringen werden. Aber die haben halt Übung darin.

Danach gibt’s noch eine Einweisung auf dem Trockenen. Wichtige Dinge für die Tour bekommen wir in einem Crashkurs beigebracht. Wie sitze ich richtig im Kajak? Wie paddele ich richtig? Was mache ich, wenn wir kentern? Das üben einer Eskimorolle lassen wir dann aber doch aus. Wir haben einstimmig beschlossen, nicht kentern zu wollen. Mal sehen, ob wir uns an unsere Beschlüsse halten können.

Gegen Mittag geht es dann endlich los. An einer ruhigen Stelle lassen wir die Kajaks zu Wasser. Hier gibt es eine kleine Bucht, wo wir unsere Kajaks alle auf dem Wasser versammeln können. Das Wasser im Fluss in glasklar aber auch eiskalt. Die Wassertemperatur bestärkt uns in unserem Beschluss nicht reinfallen zu wollen.

Alexis gibt die Richtung und Geschwindigkeit vor. Wir anderen sollen nach Möglichkeit ihm auf seiner Linie folgen. Felipe 2 bildet meistens die Nachhut.

Vom Veranstalter wurde die Kajaktour auch für Anfänger ohne Kajakerfahrung eingestuft. Und der bin ich auch. Ich habe bisher einmal in einem Kajak gesessen. Nach Abschluss der Tour können wir auch sagen, dass es auch wunderbar für Anfänger machbar war. Doch so weit sind wir jetzt noch nicht. Jetzt geht es erst mal los.

Zu Beginn hat der Fluss eine gleichmäßige aber ruhige Strömung. Es gibt keine Strudel oder Stromschnellen. Wir müssen kaum paddeln. Die Strömung treibt uns auch so schnell genug voran.

Dann mündet ein weiterer Fluss in den Rio Serrano. Sofort wird das Wasser sehr trüb. Der andere Fluss bringt jede Menge Sediment mit sich. An der Mündung gibt es auch starke Strömungen. Alexis erklärt uns, wie wir die Strömung nehmen sollen. Dann fahren wir alle in einer Linie hinter Alexis her.

Die Wellen werden stärker. Das Wasser schwappt über die Kajaks. Da wir auch nicht mehr durch Berge vor dem Wind geschützt werden, bläst eine ordentliche steife Brise über den Rio Serrano. Jetzt müssen wir ordentlich paddeln. Kein Vergleich zum letzten Abschnitt.

Nach ein paar Minuten ist der ganze Spuk wieder vorbei und wir gleiten ruhig auf dem Fluss dahin. Doch das nächste Abenteuer steht bevor. Alexis ruft alle Kajaks auf dem Fluss zusammen. Er erzählt uns etwas von irgendeinem mehrere Meter hohem Wasserfall vor uns! Wollen wir uns jetzt da etwa herunterstürzen?

Nein! Vor dem Wasserfall steuern wir ans Ufer. Jetzt heißt es tragen! Wir müssen unsere schwer beladenen Kajaks etliche Meter über Land schleppen um diese hinter dem Wasserfall wieder zu Wasser lassen zu können.

Dort treffen wir auf eine andere Kajakgruppe mit 4 Engländern. Diese sollen wir morgen am nächsten Camp wiedersehen.

Bevor es wieder auf den Fluss geht, machen wir am Ufer noch eine Lunchpause. Die Guides haben Sandwiches und heißen Tee dabei. Gut gestärkt geht es dann zurück aufs Wasser.

An einigen Stellen ist der Fluss sehr flach. So bleibt es nicht aus, dass wir manchmal auf Grund laufen. Dann stecken wir fest. Mit unseren Paddeln befreien wir uns aber jedes Mal aus dieser misslichen Lage.

Mit der Zeit werden wir auch immer besser, so dass wir schwierige Stellen mit Bravour meistern. Die ruhigen Stellen auf dem Fluss nutzen wir um ein paar Fotos zu schießen. Wenn es windig wird und die Strömung stärker ist, lassen wir die Fotoapparate lieber in den wasserdichten Packsäcken. Denn keiner von uns hat eine Unterwasserkamera dabei.

Kurz vor 17:00 Uhr steuern wir erneut das Ufer an. Jetzt noch zwei Strömungen kreuzen und mit voller Kraft ans Ufer paddeln. Wir haben unseren ersten Campingplatz erreicht. Dieser liegt „Irgendwo im Nirgendwo!“ oder auf Englisch „In the middle of nowhere!“

Wir bringen alle Kajaks an Land und packen die Ausrüstung aus. Als erstes machen wir ein Feuer. Da die Guides diesen Platz regelmäßig ansteuern, gibt hier schon eine vorbereitete Feuerstelle. In der Umgebung im Wald werden wir genügend Brennholz finden.

Wir ziehen die doch nass gewordene Kajakkleidung aus und schlüpfen in trockene und warme Sachen. Im patagonischen Wind wird es in der nassen Kleidung recht schnell sehr kalt. Die Kleidung hängen wir zum Trocknen auf. Die Guides haben ein Tarp zum Schutz gegen den immer wieder einsetzenden Regen gespannt.

Wir bauen die Zelte auf. 2 Doppelzelte für die verwöhnten Touris und ein Dreimannzelt für unsere Guides. Unser Kajak-Felipe zeigt uns die 2 wichtigsten Packsäcke. In einem ist das Toilettenpapier sicher vor der Nässe verstaut. Im anderen befindet sich der Klappspaten für das Wildnisklo.

Jetzt überraschen uns die Guides. Sie haben sogar Bierdosen dabei. Am Lagerfeuer stoßen wir auf den ersten erfolgreichen Tag im Kajak an. Keiner ist gekentert.

Dann gehen wir auf Brennholzsuche. Wenn wir das Feuer den ganzen Abend in Gang halten wollen, werden wir so einiges an Brennmaterial benötigen.

Währenddessen bereiten Alexis und die beiden Felipe das Abendessen vor. Und was die alles dabei haben. Es gibt Schaschlik, Bratkartoffeln und gemischten Salat. Zum guten Schluss zaubern sie auch noch 2 Weinflaschen aus dem Rumpf ihrer Kajaks!

Da es wieder leicht regnet, finden wir uns zum Abendessen alle unter dem Schutz des Tarp´s ein. Danach wärmen wir uns am Lagerfeuer auf und lassen den Abend gemütlich ausklingen.

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